Infobereich
Hauptbereich
Gustav-Wolf-Kunstgalerie
Ein kultureller Anziehungspunkt besonderer Güte ist die Gustav-Wolf-Kunstgalerie, in der die Stadt Östringen dem künstlerischen Lebenswerk des 1887 in dem Kraichgauort geborenen jüdischen Malers, Grafikers, Radierers und Lithographen eine bleibende Heimstatt geschaffen hat. Nach umfassender Sanierung eines der ältesten Fachwerkhäuser am Ort wurde die Kunstgalerie im Herbst 1994 eröffnet und seither zu einem neuen Mittelpunkt des kulturellen Lebens der Stadt.
Auseinandersetzung mir Romantik und Idealismus
In einer ständigen Ausstellung werden die bedeutendsten Arbeiten von Gustav Wolf gezeigt, dessen visionäre Bildschöpfungen vor allem auch Ausdruck einer geistigen Auseinandersetzung mit der Gedankenwelt der deutschen Romantiker und der damit einhergehenden Philosophie des deutschen Idealismus sind. Wolfs hauptsächliches Stilmittel war die Druckgrafik und dabei in erster Linie das Holzschneideverfahren, in dem er seine wahre Meisterschaft erlangte. Persönlich stark geprägt von einer tiefen Religiösität, machte der Schüler von Hans Thoma die Erschaffung der göttlichen Schöpfung aus dem Chaos sowie den ewigen Dreiklang von Werden, Sein und Vergehen zu einem der zentralen Themen seines Werks.
Arbeiten in den USA
Unter dem Eindruck der Judenverfolgung musste Gustav Wolf, der zuvor unter anderem als Dozent an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe tätig war, 1938 den Weg in die Emigration antreten. In den USA entstanden völlig neue Arbeiten, in denen Wolf in einer Art Selbstpsychologisierung zum einen die Hoffnungslosigkeit dieses Lebensabschnitts verarbeitete, aber zugleich auch wieder neue Vitalität entwickelte. Die Druckgrafikfolgen "Visions of Manhattan" und "Das Buch Hiob" stammen aus dieser Zeit und gehören mit zu den beeindruckendsten Exponaten der Östringer Ausstellung. Nachdem er sich schon Gedanken über eine Rückkehr nach Deutschland gemacht hatte, starb Gustav Wolf 60jährig in Northfield / Massachusetts, wo er in seinen letzten Lebensjahren in einer Künstlerkolonie gelebt hatte.
Museum, Kunstgalerie und Lokale Agenda
In den 1980er Jahren hatte Östringens damaliger Bürgermeister Erich Bamberger über Verwandte von Gustav Wolf Kontakte zu dessen Witwe Lola geknüpft, mit der man schon bald übereinkam, dem weitgehend noch als Einheit vorhandenen künstlerischen Nachlass des Verstorbenen an seinem Geburtsort eine ständige Ausstellung zu widmen. Zunächst waren es einzelne Arbeiten, die den Weg über den Atlantik nach Östringen fanden und im Heimatmuseum präsentiert wurden. Anfang der 90er Jahre eröffnete sich dann allerdings für die Stadt die Möglichkeit, am Leiberg eines der ältesten Fachwerkhäuser des Orts zu erwerben, für welches in der Folgezeit ein Nutzungskonzept mit Museum und Kunstgalerie entwickelt wurde. Lola Wolf willigte daraufhin ein, das künstlerische Lebenswerk ihres Mannes als Einheit zu erhalten und der Stadt Östringen zu übereignen.
Für die wissenschaftliche Aufarbeitung und fachkundige Katalogisierung der Werke von Gustav Wolf sowie für die Entwicklung einer ständigen Ausstellung konnte die Kunsthistorikerin Dr. Barbara Brähler gewonnen werden, deren Wirken maßgeblich zum gelungenen Gesamtkonzept der Galerie beitrug.
Nach sorgfältiger Sanierung des ursprünglich aus dem Jahre 1613 stammenden Gebäudes und der Errichtung eines Anbaus wurde die Gustav-Wolf-Kunstgalerie im Herbst 1994 ihrer Bestimmung übergeben.
Mit Wechselausstellungen zeitgenössischer Künstler, Konzerten und sonstigen Veranstaltungen erschließt sich die Gustav-Wolf-Galerie immer wieder neue Besucherkreise und hat mit ihrem Konzept weit über die Region hinaus breite Anerkennung gefunden. Auch durch die Beratungen der Arbeitskreise der Lokalen Agenda Östringen ist das Wolf-Haus, in dem darüber hinaus die Geschäftsstelle der örtlichen Volkshochschule untergebracht ist und auch Integrations-Sprachkurse stattfinden, beständig mit Leben erfüllt. Hervorragenden Anklang fand seit 1996 das "Leiberger Kultur-Spektakel" im Innenhof der Galerie. Das Open-Air-Festival mit einer bunten Vielfalt von Musik, Bildender Kunst, Theater und Tanz begeisterte in fünf Auflagen das Publikum jeweils restlos und soll in naher Zukunft wieder aufleben.