Infobereich
Hauptbereich
Neues Zuhause Östringen
Interviews mit Flüchtlingen
„Sind die Flüchtlinge eigentlich noch da? Man sieht sie gar nicht mehr.“Solche und ähnliche Fragen an das Integrationsbüro und die Flüchtlingshilfe Östringen zeigen: Es gibt zahllose Geschichten gelungener Integration in unserer Stadt. Doch sie schaffen es in der Regel nicht in die öffentlichen Medien. Denn dazu sind sie zu unspektakulär, zu „normal“ im Vergleich zu den Schreckensmeldungen, die uns – zu Recht – beunruhigen. Aber: Die positiven Beispiele überwiegen mit Abstand.Das Integrationsbüro der Stadt Östringen ist mit vielen Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt der Meinung, dass gerade diese unspektakulären Geschichten es wert sind, öffentlich bekannt zu werden, denn gerade wegen ihrer Normalität sind sie erfolgreich.
Deshalb startet nun die Interview-Reihe „Neues Zuhause Östringen“. In regelmäßigen Abständen wird Kevin Forsyth, Bundesfreiwilligendienstler im Integrationsbüro, Flüchtlinge zu ihrem Leben in Östringen befragen. Die Reihe beginnt mit einem Interview mit Sharenaga H. aus Afghanistan.
Wann sind Sie nach Deutschland gekommen?Am 08.11.2015 bin ich in Heidelberg angekommen, danach war ich für kurze Zeit in Durlach und Bruchsal, bis ich schließlich 2016 nach Östringen kam.
Was machen Sie beruflich?
Momentan mache ich eine Ausbildung als KFZ-Elektroniker bei der Firma R+K in Östringen. Davor, 2017 war das, habe ich meinen Hauptschulabschluss gemacht. In der Schule wurden wir auf eine Ausbildung vorbereitet. Über das Schuljahr verteilt, gab es 30 Praktikumstage, die ich bei meiner jetzigen Firma verbracht habe. Eine Aufnahmeprüfung des Betriebs habe ich erfolgreich bestanden, und so habe ich den Ausbildungsplatz bekommen.
Wo wohnen Sie?
Zuerst habe ich in der Gemeinschaftsunterkunft in Östringen gewohnt. Dort habe ich den Sprachunterricht von Frau Fischer besucht. Als ich gehört habe, dass jemand weggezogen ist und eine Wohnung frei wurde in ihrem Haus, habe ich gefragt, ob ich dort einziehen kann. Jetzt wohne ich seit einem Jahr bei ihr im selben Haus.
Was fällt Ihnen hier auf verglichen mit Ihrer Heimat?
Meiner Meinung nach besitzt man hier einen höheren Grad an Selbstständigkeit. In Afghanistan diktieren die Eltern üblicherweise, was man zu tun hat. Frauen in Afghanistan verbringen die meiste Zeit zuhause und der Kontakt zwischen den Geschlechtern ist streng begrenzt. In Deutschland hingegen herrscht eine völlig offene Gesellschaft, z.B. darf man sich aussuchen, welche Kleider man trägt, und man hilft sich gegenseitig. In meinem Herkunftsland wird nur auf die eigene Familie geschaut und Außenstehende werden außer Acht gelassen oder zum eigenen Vorteil ausgenutzt. Es sind einfach verschiedene Kulturen mit unterschiedlichen Regeln.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich spiele leidenschaftlich gern Cricket. Schon in Afghanistan war ich als Cricketspieler aktiv.
Zurzeit spiele ich Cricket im Verein in Karlsruhe. Ich spiele auch gerne Volleyball. Ab und zu gehe ich zu den Trainingseinheiten des VBC Östringen und mache dort mit, aber nicht für offizielle Spiele.
Außerdem schaue ich gerne den Fußball der großen europäischen Ligen in England und Spanien an. Christiano Ronaldo ist mein Lieblingsspieler.
Was könnte Ihrer Meinung nach besser laufen?
Ich fände es schön, wenn es einen öffentlich zugänglichen Sportplatz gäbe. Am besten einen, der für Cricket gut nutzbar ist! Viele der Flüchtlinge sind nicht fußballbegeistert, deshalb wäre ein Platz für viele Sportarten toll.
Ein größeres Angebot an Geschäften in Östringen würde auch vielen helfen, die sonst nach Karlsruhe oder Heidelberg zum Einkaufen fahren.
Auch mehr Sprachkurse, um die Sprache zu lernen, wünsche ich mir.
Was gefällt Ihnen an Östringen?
Die Menschen hier sind sehr nett und ich habe im Gegensatz zu meiner Zeit in Heidelberg und Bruchsal viel Hilfe bekommen. Ich kenne hier viele Leute und fühle mich deshalb auch nie alleine. Ich weiß, dass ich am Ende des Tages mit jemandem reden kann, wenn ich Rat brauche. Mittlerweile fühle ich mich in Östringen wie zuhause.