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Bau von Krötentunneln kompensiert Eingriffe in die Natur
Wegen neuer Baugebiete muss Östringen Ökopunkte generieren
Im Zusammenhang mit der Ausweisung neuer Bauflächen ist der Ausgleich von Eingriffen in Natur und Landschaft vom Gesetzgeber zwingend vorgeschrieben. Nicht immer ist es dabei allerdings möglich, eine solche Kompensation im notwendigen Umfang durch geeignete Maßnahmen im betroffenen Gebiet selbst herbeizuführen. Vor diesem Hintergrund beschloss der Östringer Gemeinderat jetzt mit Blick auf die aktuell anstehenden Planungen für weitere Baugebiete mit einstimmigem Votum, zur Aufbesserung des sogenannten Ökokontos der Stadt die Erweiterung der Amphibienschutzanlage entlang der Kreisstraße 3586 zwischen Östringen und Zeutern zu übernehmen. Im kommunalen Ökokonto werden nach den Festlegungen einer Verordnung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr sogenannte „Ökopunkte“ bilanziert.
Bürgermeister Felix Geider informierte bei der Ratsdebatte, dass allein für die Wohnbauzone Dinkelberg IV am westlichen Siedlungsrand der Kernstadt, wo auf einer Nettobaulandfläche von etwa sieben Hektar rund 160 neue Bauplätze entstehen sollen, zwischen 500.000 und 750.000 solcher Ökopunkte benötigt werden. Mit einem Bedarf von voraussichtlich 250.000 Ökopunkten kalkuliert man im Rathaus außerdem in Bezug auf die vorgesehene Arrondierung des Industriegebiets entlang der Bundesstraße 292.
In den weiteren Verfahrensgang zur Realisierung der neuen Baugebiete will man nun als vorgezogene Ausgleichs- beziehungsweise Ersatzmaßnahme die Erweiterung der Amphibienschutzeinrichtung an der Kreisstraße 3586 einbringen, mit der die Leistungsfähigkeit der ursprünglich 1996 hergestellten Anlage deutlich verbessert wird.
Bei naturschutzfachlichen Erhebungen wurden im vorigen Jahr im Umfeld der Kreisstraße größere Populationen verschiedener Amphibien festgestellt, darunter ein Vorkommen von etwa 4.800 Erdkröten sowie außerdem einige hundert Grasfrösche, Berg- und Teichmolche sowie Feuersalamander. Mit dem nun vom Gemeinderat in Auftrag gegebenen Ausbau der Leiteinrichtungen werden auf Gemarkung Zeutern auf einer Streckenlänge von 430 Metern vierzehn zusätzliche Durchlässe zur Unterquerung der Kreisstraße angelegt, die von den Tieren auf ihrem Weg zum Laichplatz und zurück zum Winterquartier genutzt werden.
„Auf unserem eigenen Territorium sind keine vergleichbaren Ausgleichspotentiale verfügbar“, stellte Rathauschef Geider vor dem Gemeinderat die Notwendigkeit heraus, nun seitens der Stadt Östringen bei dem Amphibienschutzprojekt die Initiative zu ergreifen.
Nach dem Ergebnis der öffentlichen Ausschreibung muss Östringen für die Arbeiten zur Anlegung der neuen Krötentunnel nun rund 700.000 Euro zuzüglich der Planungs- und Vermessungskosten investieren. Der Auftrag wurde an ein Fachunternehmen aus Freudenstadt vergeben, das die günstigste Offerte vorgelegt hatte. Nach Fertigstellung wird die Anlage vom Landkreis Karlsruhe als zuständigem Träger der Straßenbaulast für die K 3586 übernommen und instandgehalten. Voraussichtlich im Jahr 2021 wird der Landkreis auch die Straße selbst sanieren.
Wie bei der Ratssitzung in Östringen festgehalten wurde, fließen die Aufwendungen der Stadt zur Generierung von Ökopunkten zu gegebener Zeit in die Berechnung und Veranlagung der Erschließungskosten für Baugebiete ein, bei denen diese Ökopunkte zur Kompensierung von Eingriffen in Natur und Landschaft konkret eingesetzt werden. Bis dahin werden die Ökopunkte in der kommunalen Haushaltswirtschaft als Finanzanlage bilanziert und können, soweit sie nicht zum naturschutzfachlichen Ausgleich vor Ort benötigt werden, auch an Dritte weiterveräußert werden. br.