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„Runder Tisch Integration Östringen“ traf sich erstmals
Wie gut ist in Östringen bisher die Integration von Migranten und Flüchtlingen gelungen, und was wollen wir für die Zukunft unserer Stadt? Dieser Frage widmeten sich Vertreterinnen und Vertreter von Östringer Schulen, Kindergärten, Kirche, Vereinen, der Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge und der offenen Jugendarbeit der Caritas. Zum ersten Runden Tisch Integration Östringen hatte die Integrationsbeauftragte der Stadt, Daniela Blech-Straub, am Dienstag dieser Woche in die Gustav-Wolf-Galerie eingeladen, willkommen geheißen wurden die Teilnehmer von Bürgermeister Felix Geider.
Überraschend einstimmig und gleichzeitig ernüchternd schätzten die 15 Anwesenden die Integration vor Ort ein: Irgendwie läuft es, bewusst ausgegrenzt wird keiner, aber eigentlich lebt doch jeder für sich, Kontakte zwischen Migrantengruppen und Mehrheitsgesellschaft gibt es immer noch zu wenige. Von einer allumfassenden gesellschaftlichen Teilhabe und Chancengleichheit für alle, egal welcher Herkunft, welchen Geschlechts oder welcher Religion, sind wir noch ein ganzes Stück entfernt.
Doch ebenso einig war man sich darüber, dass die Ursachen hierfür nicht unbedingt mit der Herkunft aus einem anderen Land zu tun haben: Oft sei der soziale Status einer Familie oder auch der Grad der Begabung eines Kindes der entscheidende Faktor für das Gelingen von Integration, so die Rektorin der Silcherschule Andrea Kritzer: Man schiebe den Migrationshintergrund oft vor. Die Sozialarbeiterin der Schule, Elke Aschekowski, sowie ihre Amtskollegin von der GWRS Odenheim, Heike Laier, bestätigten dies: Sie beobachteten „Grüppchenbildungen“ unter den Schülern, jedoch nach anderen Kriterien als denen der Nationalität. Helga Dickgießer und Carina Thome, Leiterinnen der Kindergärten St. Cäcilia und St. Ulrich, berichteten von ihrer sehr guten Erfahrung mit der Sprachförderung, betonten jedoch die dringende Notwendigkeit, „noch mehr in das Thema Sprache zu investieren“.
Pastoralreferent Johannes Riebel von der katholischen Kirchengemeinde schätzt die enge Zusammenarbeit mit der Flüchtlingshilfe Östringen e.V. Gemeinsam kümmert man sich um Einzelfälle, mehrere interkulturelle Bildungsabende haben bereits stattgefunden, und das Café International im Bernhardushaus, das in Zukunft sonntags nach der Messe stattfinden wird, ist am Ort eine Institution geworden.
An den beiden Gemeinschaftsunterkünften in Östringen sei man vor allem um die Integration der Bewohnerinnen und Bewohner in Kindergarten, Schule und Deutschkurs bemüht. Besonderer Bedarf, so die Sozialarbeiterinnen Lisa Martus und Franziska Zeise, bestehe an Sprachkursen für Erwachsene, denn immer noch gebe es mangels Deutschlehrern „ein strukturelles Problem“, nämlich ein zu geringes Angebot an offiziellen Kursen, sodass Interessenten oft bis zu einem Jahr auf ihre erste Deutschstunde warten müssten.
Pfarrer Thomas Glatzel drückte seine Bewunderung für die Geduld der Menschen aus Nigeria und Togo aus, die seine regelmäßig stattfindenden englischsprachigen Messen oder auch die von der katholischen Kirchengemeinde in Östringen angebotenen Glaubensgespräche besuchten: „Wir können von ihrer Mentalität lernen: Würden wir selbst es so geduldig aushalten, wenn wir über Jahre hinweg auf beengten Raum leben und immer noch auf eine Entscheidung warten müssten, ob wir im Land bleiben dürfen oder nicht?“
Der Runde Tisch Integration Östringen hat bei seinem ersten Treffen viele Ideen für die Zusammenarbeit gesammelt und erste konkrete Schritte vereinbart. So wird es eine Arbeitsgruppe zum Thema „Elternarbeit in Schulen und Kindergärten“ geben, Filiz Kizil und Sven Yusuf Rücker vom muslimischen Kulturverein haben eine engere Zusammenarbeit mit Marco Schwind von der offenen Jugendarbeit und auch mit der Grundschule vereinbart. Die Organisation einer Jobbörse für Flüchtlinge und Arbeitgeber wird die Integrationsbeauftragte Daniela Blech-Straub in die Hand nehmen.
Eine erste gemeinsame Aktion wurde ebenfalls beschlossen: Alle Anwesenden haben ihr Interesse bekundet, an der bundesweiten interkulturellen Woche Ende September teilzunehmen. Das Vorbereitungsteam wird sich bereits kommende Woche treffen. Wie wichtig ein gemeinsames Ziel ist, beschreibt Hans-Bernd Meier, Schatzmeister der Flüchtlingshilfe Östringen, aus seiner beruflichen Erfahrung: „Wir haben zusammen an einer Sache gearbeitet, und das war wichtiger als die Herkunft.“
Das Gremium wird zunächst zweimal im Jahr tagen und ist offen für jede Art von Anregung.