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Klimatische Veränderungen zwingen zu einem gezielten Waldumbau
Gemeinderat legte Eigentümerziele für den Stadtforst fest
Eine nachhaltige Forstwirtschaft soll, so ist es den öffentlichen und privaten Waldbesitzern schon vom Gesetzgeber ins Stammbuch geschrieben, die vielfältigen ökonomischen, ökologischen und sozialen Funktionen des Waldes auf Dauer und somit auch für künftige Generationen sichern. Der Östringer Gemeinderat, als Hauptorgan der Kommune immerhin zuständig für rund 960 Hektar Stadtwald, beschäftigte sich jetzt ausführlich mit dessen aktueller Situation sowie den mittel- und längerfristigen Perspektiven der kommunalen Forstwirtschaft.
Für die Aussprache im Stadtparlament, die in die einmütige Festlegung der sogenannten Eigentümerziele diente, hatten Forstabteilungsleiterin Anne Klama vom Landratsamt Karlsruhe und Revierleiter Jochen Kaiser in den zurückliegenden Monaten umfangreiche Kennzahlen und Statistiken zusammengestellt, die nun näheren Aufschluss zum Status des Kommunalforsts gaben. Turnusgemäß soll die Betriebsplanung für den Östringer Stadtwald entsprechend der Vorgaben des Landeswaldgesetzes 2025 im Wege der sogenannten Forsteinrichtung wieder für einen Zeitraum von zehn Jahren fortgeschrieben werden.
Nachdem schon 2024 eine umfangreiche „Waldinventur“ durchgeführt worden war, billigte der Gemeinderat nun einmütig ein Leitbild für den Stadtforst, demzufolge es dort um den Aufbau, die Pflege und den Erhalt naturnaher, standortgerechter und stabiler Wälder geht, die den vorgegebenen Ökosystemleistungen Rechnung tragen und damit zusammenhängend insbesondere ihre Klima-, Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen auch für künftige Generationen erfüllen können.
Zielsetzung der Forsteinrichtung 2025 ist demzufolge ein stabiler, artenreicher und strukturierter Wald mit einer Mischung klimastabiler und standortgerechter Baumarten, der naturnah bewirtschaftet wird. Wie Forstabteilungsleiterin Klama darlegte, steht die Klimaschutzfunktion des Walds als übergeordnetes Ziel über dem Dreiklang der grundsätzlich gleichrangigen weiteren Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen, die indessen nicht in jedem Waldbild in gleichem Maße umgesetzt werden können.
Wie es bei der Gemeinderatssitzung weiter hieß, hat der Holzvorrat im Stadtwald im Vergleich der Datenerhebungen von 2013 und 2024 um 11 Prozent abgenommen, und zwar von 327 Vorratsfestmetern pro Hektar (Vfm/ha) auf nunmehr 290 Vfm/ha. Im selben Zeitraum ist allerdings auch der Vorrat an sogenanntem Totholz, das als Lebensraum und Nahrungsquelle für viele Tier- und Pflanzenarten eine wichtige Rolle im Waldökosystem spielt, im Kommunalforst von bisher 8,3 Vfm/ha auf inzwischen 19,2 Vfm/ha angewachsen. Zum Vergleich: Für den Landkreis Karlsruhe hat die Bundeswaldinventur 2022 einen Rückgang des Holzvorrats binnen zehn Jahren um 10 Prozent ausgewiesen.
Für die Zukunft prognostizierten die Forstexperten des Landratsamts, dass in den Altbeständen der Buche, die zusammen mit der Eiche die einheimischen Wälder besonders prägt, unter dem Einfluss des Klimawandels auch mittel- und längerfristig weitere Absterbeprozesse zu beobachten sein werden. Gravierende trockenheits- und hitzebedingte Ausfälle im Stadtwald seien ferner bei den Nadelgehölzen zu beobachten, zuletzt auch bei der Baumart Douglasie, die zuvor den sich verändernden Witterungsbedingungen noch eher standgehalten hatte als beispielsweise die Fichte.
Mit der rechtzeitigen Nutzung des Holzes betroffener Bestände, einer sukzessiven „Umsteuerung“ der Baumartenverteilung hin zu klimaresistenteren Arten sowie neuen Konzepten des Waldnaturschutzes, die den Veränderungen des Wetters Rechnung tragen, will man solchen nachteiligen Entwicklungen indessen gezielt gegensteuern. So kommen im Östringer Stadtwald schon seit einigen Jahren bei Neupflanzungen auch bisher eher selten verwendete Baumarten wie Elsbeere, Esskastanie, Kirsche, Mehlbeere, Speierling sowie zudem diverse Ulmen- und Ahornarten unter dem Leitbild der Schaffung klimastabilerer Mischwälder nun verstärkt zum Einsatz. br.