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Der „Kurbrunnen“ fördert wieder Schwefelwasser zutageicon.crdate02.01.2025
Zuleitung von der Quellfassung wurde instandgesetzt
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Zuleitung von der Quellfassung wurde instandgesetzt
Zuleitung von der Quellfassung wurde instandgesetzt
Seit 1960 gibt es im Stadtforst nördlich von Östringen den sogenannten „Kurbrunnen“. Wegen eines Schadens an der Zuleitung von der Quellfassung zum Brunnen war der Wasserspender im Krummbachwald zuletzt viele Monate außer Betrieb, aber nach der Instandsetzung durch ein ortsansässiges Unternehmen im zurückliegenden Jahr kann das Quellwasser, das wegen seines vergleichsweise hohen Anteils von gelöstem Schwefelwasserstoff einen markanten und charakteristischen Geruch nach faulen Eiern verströmt, inzwischen wieder ans Tageslicht gelangen.
Wenngleich sich das kühle Nass aus dem Kurbrunnen wegen der enthaltenen Mineralstoffe und Spurenelemente nicht zum Verbrauch als Trinkwasser eignet, zapfen sich etliche Einheimische schon seit jeher an der sehr futuristisch gestalteten Brunnenanlage regelmäßig ihre Ration „Schwefelwasser“ ab, dem sie gesundheitsförderliche Wirkungen zuschreiben.
Die schwefelhaltigen Quellen im Krummbachgwald nahe der Grenze zwischen dem Landkreis Karlsruhe und dem Rhein-Neckar-Kreis sind schon seit vielen Generationen bekannt. Vor mittlerweile mehr als 75 Jahren hatte sich die Gemeinde sogar mit Überlegungen getragen, den Bodenschatz wie nebenan in Mingolsheim und Langenbrücken für Kur- und Bäderanwendungen zu nutzen, zumal die Wirkung von Schwefelwasser beispielsweise bei chronisch entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, bei degenerativen Gelenk- und Wirbelsäulenleiden oder bei Muskelrheumatismus sehr geschätzt wird.
1948 ließ der damalige Bürgermeister Ferdinand Bender ein geologisches Fachgutachten erstellen, das den Gemeindeoberen Anlass zur Hoffnung gab, dass man ähnlich wie die Nachbardörfer schon in Bälde als „Bad Östringen“ ein neues Kapitel der Ortsgeschichte aufschlagen könne. Doch die Euphorie währte nicht lange, denn die Kosten für die notwendigen Investitionen von damals gut 400.000 D-Mark konnte die Gemeinde nicht stemmen und Mittel von privaten Investoren kamen ebenfalls nicht in ausreichendem Umfang zusammen, so dass die eigens gegründete „Bad-GmbH“ ihren Geschäftsbetrieb wieder einstellen musste.
Während in Östringen in jenen Jahren der Traum vom Prädikat als Heilbad leider bald ausgeträumt war, wurde das Kraichgaudorf schon wenig später durch eine mindestens genauso unerwartete Entwicklung und der Ansiedlung der damals größten Produktionsstätte für Nylonfasern in Mitteleuropa dennoch in ein neues Zeitalter katapultiert – aber das ist eine andere Geschichte.
Was im Krummbachwald von der Illusion von „Bad Östringen“ zurückblieb, war die Schwefelquelle, die seit 1949 nach einer mühevollen Bohrung bis in eine Tiefe von 23 Metern täglich rund 60.000 Liter zutage fördern konnte.
Bis heute liefert der unweit der Sportanlagen des Fußballclubs gelegene "Kurbrunnen" auf Knopfdruck schwefelhaltiges Wasser aus der Tiefe direkt in die hohlen Hände oder in die mitgebrachten Gefäße der Spaziergänger und Wanderer. Der charakteristische Geruch des Schwefelwassers bleibt indessen allemal gewöhnungsbedürftig.
br.