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Verschleppt und getötet im Zeichen des Rassenwahnsicon.crdate23.10.2020
Mahnmal zur Judendeportation wirkt dem Vergessen entgegen
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Mahnmal zur Judendeportation wirkt dem Vergessen entgegen
Mahnmal zur Judendeportation wirkt dem Vergessen entgegen
Mehr als 6.500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Elsass wurden am 22. Oktober 1940 von den Nationalsozialisten aus ihren Wohnungen und Häusern vertrieben, in Gewahrsam genommen und in das Internierungslager Gurs im Südwesten von Frankreich abtransportiert. Auch in Östringen wurden damals mit Ludwig und Amalie Wolf zwei Menschen jüdischer Herkunft ihrer Freiheit beraubt und verschleppt.
Am 80. Jahrestag der Deportation legte Hauptamtsleiter Wolfgang Braunecker zur Erinnerung an diesen Akt der Barbarei der braunen Diktatur im Beisein einer Schülergruppe des Leibniz-Gymnasiums am Mahnmal bei der Gustav-Wolf-Galerie ein Blumengebinde nieder.
Bei seiner Ansprache rückte Braunecker in den Blick, dass das Gedenken an die schrecklichen Geschehnisse vor acht Jahrzehnten zugleich dazu aufrufe, die in der Bundesrepublik vom Grundgesetz gewährleisteten unveräußerlichen Menschen- und Freiheitsrechte nicht als Selbstverständlichkeit zu betrachten: „Das waren sie in dieser Form in der deutschen Geschichte vor 1949 nie und sie sind es in weiten Teilen der Welt auch heutzutage nicht.“
Bei der Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Judendeportation brachten die von ihrer Lehrerin Susanne Christ angeleiteten Schülerinnen und Schülern des Neigungskurses Geschichte des Leibniz-Gymnasiums ihre Gedanken zu den Ereignissen vor 80 Jahre zum Ausdruck und mahnten zugleich, Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung gerade auch in der heutigen Zeit entschlossen und mutig entgegen zu treten.
Hauptamtsleiter Braunecker rief bei dem Treffen in Erinnerung, dass 2014 und 2015 die damaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Geschichtskurses das Konzept des Östringer Mahnmals, bei dem ein stilisierter Bahnwaggon als Sinnbild für die Deportation steht, schrittweise entwickelt und das Projekt auch selbst in die Tat umgesetzt hatten. Nach der feierlichen Enthüllung des kleinen Denkmals zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs war ein Zwillingsstein im November 2015 an der zentralen Gedenkstätte zur Erinnerung an die Verfolgung badischer Juden in Neckarzimmern aufgestellt worden.
Für Ludwig und Amalie Wolf war Gurs vor 80 Jahren nur eine Zwischenstation auf ihrer leidvollen Reise in den Tod. Im August 1942 kamen beide im Vernichtungslager Auschwitz ums Leben. br.
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80. Jahrestag der Deportation jüdischer Menschen in das Lager Gurs am 22.10.1940
Beiträge von Schülerinnen und Schülern des Neigungskurses Geschichte des Leibniz-Gymnaisums Östringen
Mahnung
„Ihr Juden seid nichts als Ungeziefer“ - „Ihr seid nichts wert!" - „Ihr habt kein Recht auf Leben.“
Begleitet von solchen schrecklichen Beleidigungen wurden auch die badischen Juden, der wir heute gedenken, vor 80 Jahren in das Internierungslager Gurs deportiert. Und nur wegen eines brutalen Rassismus und Antisemitismus. Für uns ist das in seiner Grausamkeit unerklärlich und unvorstellbar, was vor 80 Jahren zur Realität wurde. Wie konnte es nur so weit kommen? Was heißt das für uns?
(Moritz, 16)
Die Schreckenstaten von damals können wir nicht mehr ungeschehen machen oder gar wiedergutmachen. Uns bleibt nur eins: Daraus zu lernen. Wir müssen unsere höchsten Güter die Demokratie, die Verfassung, die Grundrechte, unsere Freiheit und die Freiheit anderer mit allem was wir haben verteidigen. Wir müssen uns Diskriminierung jeglicher Art und rechtem Gedankengut, auch in seiner scheinbar unbedeutendsten Form, widersetzen und so verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt. Dafür müssen wir dieser Schreckenstaten Jahr für Jahr gedenken.
(Amin, 18)
Leider gibt es trotzdem auch in unserer heutigen Zeit nach wie vor Rassismus und Antisemitismus. Mehr, als man vielleicht denkt! Im aktuellen Fall von George Floyd, einem dunkelhäutigen US-Amerikaner, der von einem weißen Polizisten umgebracht wurde, geht es um das gleiche Thema: Rassismus beruht auf der Vorstellung, dass die Hautfarbe einen Unterschied macht. Der privilegierte Weiße übt unterdrückende und bedrohende Gewalt gegenüber der nichtweißen Bevölkerung aus. Dieses Denken und Handeln ist nach wie vor gegenwärtig!
(Ellis, 17)
Mach die Augen auf! Ist irgendjemand ein „schlechterer" Mensch, nur weil er anders aussieht oder anders glaubt als Du? Ist es gerecht, jemanden zu diskriminieren oder gar zu verfolgen, nur weil er anders ist als Du? - Ganz sicher nicht! Also: gib dem Rassismus keine Chance, egal, in welchem Gewand er daherkommt. Höre auf mit der Oberflächlichkeit. Begegne deinem Mitmenschen mit Respekt. Schenkt euch gegenseitig Liebe und bewahrt euch vor Hass. Haltet zusammen als eine Gemeinschaft. Liebt Euren Nächsten wie euch selbst und behandelt sie so, wie auch ihr behandelt werden wollt.
(Helen, 17)
Text von Lara Bechtold (Ergänzung von Amin al-Mudarris)